Die Bienenhaltung im Altertum
Die Biene gilt als eines der ältesten bekannten Nutz- und Haustiere. Wissenschaftliche Funde in Bernstein des oberen Eozän weisen auf die ersten Bienenvölker hin, womit die Biene ihren wilden Ursprung vor über 50 Millionen Jahren hat.
Schon in prähistorischer Zeit war der Honig wilder Bienen Energie- und Nahrungsspender der frühen Menschen. Circa 10.000 Jahre alte Höhlenzeichnungen und Felsmalereien vorwiegend in Spanien belegen dies. Schon zu dieser Zeit war auch bekannt, dass Rauch auf Bienen eine beruhigende Wirkung hat.
Nahezu alle frühen, vorchristlichen Kulturen besaßen Kenntnisse in der Imkerei und Bienenhaltung. Ob Maya oder Azteken, das alte Ägypten, Römer, Griechen, Kelten oder Germanen und Wikinger; bei allen Kulturen nahm Honig einen hohen gesellschaftlichen und geistlichen Stellenwert ein und wurde neben der Ernährung und Medizin auch bei hohen Festen und Kulthandlungen eingesetzt.
In Ägypten wurden Bienenvölker bereits als Bestäubungshilfen in Obstplantagen eingesetzt. Bei den Griechen und Römern findet man so schon frühe Formen künstlicher Bienenbehausungen wie Kästen (Beuten) aus Brettern und Lehm sowie ausgehöhlte Baumstämme. Die große Verbreitung von Honigwein (Met) bei den nordischen Frühkulturen wie Germanen, Kelten und Wikinger deutet auf eine intensive Bienenwirtschaft hin.
Die Bienenhaltung im Mittelalter
Der Ursprung der Berufsimkerei liegt – wie viele andere Errungenschaften unserer heutigen Zeit – im frühen Mittelalter. Um 800 n.Chr. verordnete Karl der Große allen Meierhöfen das Betreiben einer eigenen Imkerei und einer Metkellerei. Gleichzeitig erließ er strenge Gesetze zum Schutz der Imkerei und der Bienen. Neben den Imkereien in den Meierhöfen entwickelte sich nahe der ausgedehnten Waldgebiete der Berufsstand der Zeidler. Diese Imker spezialisierten sich auf den Ertrag der wilden Bienenvölker, die im Wald ausgehöhlte Bäume als Behausung nutzten. So entwickelten sich bereits im Mittelalter zwei Linien der Imkerei: Die Zeidler, die im Wald mit Wildbienen imkerten und die Bauern, die mit Kästen oder Körben domestizierte Bienen hegten. Der Imker war im Mittelalter kein eigener Berufsstand, da die Bienenhaltung von den Bauern mitbetrieben wurde. Daher war der Begriff des Imkers nicht verbreitet.
Die Zeidler waren hingegen ein eigener und in Zünften organisierter Berufsstand. Aufgrund ihrer ständigen Aufenthalte in den Wäldern, was zu Zeiten des Mittelalters große Lebensgefahr bedeutete, galt der Stand des Zeidlers als gefährliche Tätigkeit. Daher besaßen die Zeidler hohes Ansehen, zahlreiche Freiheiten, waren herrschaftlich „frei“ und durften als eine der wenigen zivilen Berufsgruppen Waffen tragen. Typisch war die Armbrust.
Honig war im Mittelalter das vorherrschende Süßungsmittel, Zucker jedoch weitgehend unbekannt oder selten.
Im Mittelalter wurden Bienen bereits in hölzernen Magazinen gehalten, diese bestanden aus zusammengenagelten Brettern. Daneben war der Strohkorb und die Klotzbeute verbreitet. Als Wabenwerk wurde ausschließlich Naturbau verwendet, heutige Mittelwände und Rähmchen waren unbekannt, obwohl diese bereits in der Antike erfunden und benutzt wurden.
Neben Wein und Bier war Met gerade im bäuerlichen und dörflichen Bereich das typische Alltags- und Festgetränk.
Das stark christlich bestimmte Mittelalter sorgte durch die Kirche für große Nachfrage nach Produkten der Imkerei, vor allem Wachs für Kerzen. Die Biene galt als rein und jungfräulich, Frevel an Bienenvölkern und Honigdiebstahl wurde oft mit tödlichen Strafen belegt.
Das Wachs wurde vor allem von der Kirche als (einzig vorhandener!) Rohstoff für Kerzen benötigt, wobei man weiße Kerzen durch das Bleichen des Wachs in der Sonne erhielt. Gerollte Kerzen gab es aufgrund des Fehlens von Mittelwänden nicht, üblich waren gegossene und gezogene Kerzen. Daraus entwickelte sich die Zunft der Lichtzieher, die sehr wohlhabend war.
Die Bienenhaltung in der Neuzeit bis heute
Im 16. Jahrhundert ging die Nachfrage an Imkereiprodukten stark zurück, da einerseits die blühende Entwicklung des überseeischen Handels auch Honigimporte förderte und andererseits die Reformation die Nachfrage an Wachsprodukten sinken ließ. Zudem hatten die zahlreichen Rodungen die Grundlage der Zeidler erheblich eingeschränkt. Trotzdem war Honig noch bis ins 18. Jahrhundert das einzige Süßungsmittel, das der breiten Bevölkerung zur Verfügung stand.
In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich die Zeidlerei fast vollständig zurück, obwohl es noch heute in Osteuropa vereinzelte Zeidler gibt, die die traditionellen Methoden anwenden.
Die Imkerei in künstlich geschaffenen Kästen entwickelte sich regional unterschiedlich; Im Orient, Afrika und Asien waren Tonröhren und –töpfe üblich, während in Europa Kästen aus Holzbretter oder Klotzbeuten aus ausgehöhlten Baumstämmen üblich waren. Später verdrängte der Strohkorb die hölzernen Beuten fast vollständig, vor allem im süddeutschen Raum. Erst im späten 19. und beginnenden 20. Jahrhundert gingen die Strohkörbe zugunsten hölzener Beuten und Magazine langsam wieder zurück. In den 1950er Jahren verbreiteten sich schließlich hölzerne Magazine zunehmend und lösten die bis dahin noch stark verbreiteten Strohkörbe ab.
Die heute oft übliche Bienenart „Carnica“ stammt als Zuchtform ursprünglich aus Österreich und dem benachbarten Balkan, wo man sie auch als "Krainer Biene" kennt. Sie ist durch ihre Anpassung an hohe Gebirgslagen und kurze Blüh- und Vegetationsphasen an schnelle Entwicklungen angepasst. Nachdem man in Deutschland jahrhundertelang mit Formen der heimischen Biene (Dunkle Biene/Schwarze Biene/"Nigra") geimkert hat, wurde im 3. Reich im Zuge der Gleichschaltung der Landwirtschaft und seiner Verbände die Carnica als "Einheitsbiene" vorgeschrieben und vor dem Hintergrund der ideologischen Rassenlehre zwangseingeführt. Die ursprüngliche dunkle Bienenart mit ihren vielen Subtypen war gegenüber der Carnica weniger sammelfreudig und hatte eine etwas höhere Stechneigung.
In England hat ein deutscher Mönch nach dem Krieg mehrere Bienenarten züchterisch vereint und zu einer neuen Bienenart weiterentwickelt. Diese „Buckfast“-Biene – benannt nach der angelsächsischen Buckfast-Abbey - ist mittlerweile international verbreitet und anerkannt und erfreut sich auch in Deutschland vor allem unter den Berufsimkern steigender Beliebtheit.